Samstag, den 20.03.21 – das erste Depotackern in diesem Jahr. Die Depots: Altstadt/Wieblingen.  Das Wetter ist kühl und sonnig. Es sind viele Helfer gekommen, darunter auch  Neumitglieder und Familien mit ihren Kindern. Unser Ziel: die Weide am Hang neben dem Stall mit ihren Apfel- und Birnbäumen.  Man könnte sie auch: „die Alm“ nennen,- wegen ihrer Steilheit.

Es beginnt mit einer Überraschung gleich am Eingang: es war schon jemand vor uns da. Die Lücke im Zaun ist matschig und völlig zertreten. Zahllose Spuren – alles Rinderhufe. Aber die Rinder waren dieses Jahr doch noch garnicht auf der Weide !? -Des Rätsels Lösung: es sind Spuren vom letzten Jahr. Tatsache. Aber frisch wie am ersten Tag.

Und dann geht’s ans Werk. Unsere Aufgabe:Totholz sammeln. Alles, was bewußt abgesägt wurde und auch das, was so über die Zeit durch Altersschwäche und Wind heruntergebrochen und liegengeblieben ist.  Der Zweck: den Boden aufräumen fürs Nachsäen. Neues Gras für unsere Rinder. Wie jeden Frühling. Sie werden es uns danken.

Zunächst das Abgesägte. Es muss zur zentralen Sammelstelle getragen werden. Der Weg dahin ist lang. Jeder schleppt unverdrossen, was er kann, die einen halbe Bäume, die anderen widerspenstiges Gestrüpp und wieder andere sauber auf Länge getrimmte Reisigbündel. Oft versuchen sich dabei die Kleinsten am Größten. Geballte Solawi-Energie.  Aber auch das Ziel ist nicht ohne. Was aus 30 Metern Entfernung noch wie ein ordentlicher Asthaufen aussah, offenbart sich aus der Nähe als ein Wust hoffnungslos in sich verstrickter Verworrenheit, sodaß man oft nicht recht weiß, wo und wie man da sein Eigenes noch anlehnen, drauflegen oder am Ende vielleicht sogar hineinstochern soll.

Und dann kommt Phase zwei: unser Aktionsradius weitet sich aus. Und du siehst überall zwischen den Bäumen Leute hin- und herwandern, den Blick auf den Boden gerichtet. Suchhaltung. Doch egal, wie viel du aufsammelst – immer liegt irgendwo noch etwas herum, das auf deinen Zugriff wartet.

Gelegentlich fallen einem dabei auch die Moose und Flechten auf dem Totholz auf. Bei näherem Hinsehen erweisen sie sich dann als Gebilde von ganz eigentümlicher Schönheit. Sie  gehören zu jenen Dingen, die um so anziehender wirken je weniger Gebrauchswert sie für einen haben.- Ein Rentier würde das sicher anders sehen.

Aber es gab nicht nur Totholz zu sammeln.  Es fanden sich auch etliche Flaschen, die – ihrem Aussehen nach zu urteilen – aus Zusammenkünften feuchtfröhlicher Art am Rande unseres Geländes stammen dürften.  Auch diese Flaschen hat Solawi eingesammelt – gnadenlos.

Mittendrin, auf halber Höhe am Hang und unbeteiligt am Gang der Dinge: die Apfelbaumsetzlinge, die wir im November 2017 dort eingepflanzt haben, mit ihren stacheldrahtbewehrten Lattengerüsten zum Schutz gegen Rinderverbiß.  Und dann stehst du davor und sagst dir: „Ja, den habe ich selber gepflanzt,– und den auch. Aber viel sind sie in den Jahren noch nicht gewachsen. Vielleicht müßte ich öfter mal vorbeischauen und mein Interesse zeigen.“

Und wenn du schon auf halber Höhe stehst, dann geht dein Blick fast unwillkürlich noch weiter nach oben, dorthin, wo das Grundstück mit seinem Weidezaun gegen den Himmel stößt. Du siehst nicht, was dahinter liegt. Nur noch Wolken.- Ein Anblick, der die Seele öffnet.

Aber dann sind wir fertig. Wir versammeln uns noch einmal um den großen Asthaufen. Spontaner Gedanke: ein Lagerfeuer.  Gut, nicht jetzt, – sobald die Zweige abgetrocknet sind und Corona es gestattet. Bis dahin müssen wir uns an unserer Phantasie wärmen.

Hannah belohnt uns zum Schluß noch mit einer Stallbesichtigung. Da stehen wir dann vor unseren geliebten Kühen und würden ihnen gern mitteilen, was wir heute für sie getan haben. Aber sie werden es zu gegebener Zeit schon zu schätzen wissen. Soviel ist sicher.