Du glaubst es nicht, auch wenn Du schon lange dabei bist, aber es ist jedesmal wieder eine Überraschung, wenn das Abdeckvlies das erste Mal in der Saison vom Beet kommt. Klar, es ist ein Arbeitsvorgang wie jeder andere, aber gleichzeitig hat es auch etwas von Geschenkauspacken. Das Geschenk ist das erntefertige Gemüse darunter, das erste frische Gemüse in der Saison, Acker- und Schnittsalat und der Spinat,- einfach köstlich. Und die bislang noch zugedeckten Radieschen werden auch schon in Kürze soweit sein. Der Probebiss ist vielversprechend.

Ein „Geschenk“?  Nun wirst Du sagen: das ist die gute Arbeit der Landwirte, und die werden dafür ja auch ordentlich bezahlt. „Geschenk“, das ist doch nur eine romantische Floskel. Allerdings spricht die (klassische) Ökonomie in Sachen Bezahlung immer auch von „unbezahlter Mehrarbeit“, die in den Produkten steckt. Da sind also noch Fragen offen. Aber darum geht es hier nicht.  

Bei Lichte besehen gab es da an jenem Mittwochvormittag auf unserm Acker etwas zu erleben, was Du normalerweise nur noch selten so hautnah mitbekommst, in Deiner isolierten Rolle als supermarktfixierter Otto-Normalverbraucher. Und das ist die Tatsache, dass Menschen füreineinander und miteinander arbeiten. Denn nur so läuft es. Das ist die Grundlage einer menschlichen Gemeinschaft. Und vielleicht liegt der „reale Zauber“ unserer ersten „Gemüsebeet-Enthüllung“ gerade darin, dass wir dieses Füreinander und Miteinander an diesem Punkt auf dem Markushof direkt erleben können. Unsere Landwirte – und wir selber als Mithelfer und Endverbraucher in einem – haben uns, so gesehen, tatsächlich ein Geschenk gemacht, nicht zu vergessen die Natur, die ebenfalls mitgemischt hat. Da ist dann einfach alles zusammen gekommen, was von vornherein bereits zusammen gehört.

Die Chancen stehen gut, dass nach der ersten auch noch viele weitere Enthüllungen dieser Art auf unseren Gemüsebeeten stattfinden werden und sich der „reale Zauber“ des Miteinander und Füreinander allen Beteiligten dabei immer wieder aufs Neue erschließen wird. Auf jeden Fall ist es ein gutes Gefühl. Es lebt sich anders damit. Dopamin ohne Dope. Und so war die Stimmung unter den Beteiligten an jenem Mittwochvormittag auch ausgesprochen gut.