Mittwoch, 7.2.18, vormittags. Markushof. Im Packraum sind Anna, Vicky und ich beim Vorsortieren für das Packteam am Donnerstag. Kohlrabi, Sorte Superschmelz, ein Stück pro Anteil.  Draußen auf dem Hof: Motorengeräusch. Unbekannt. Offenbar ein Diesel, aber tiefer und etwas gedämpfter als sonst bei unseren Maschinen. Dann steht Michael in der Tür und hinter ihm, im Maisbacher Morgenlicht: unser neuer Radlader, etwas kleiner als der alte, aber eleganter gebaut. Abgerundete Formen. Aluminiumteile.

Michael: „Kommt ihr klar? Wir sind am Stall, ausmisten.“ Und zu mir: „Hast Du Lust, ein paar Bilder zu machen?“ Ich habe …

Am Stall. Die Ammen- und Jungviehseite ist leer. Die Tiere sind ausquartiert und stehen auf der angrenzenden Weide. Die Milchkuhseite ist noch ungeräumt. Die Kühe dort fressen nicht. Sie stehen dicht beieinander.  Irgendetwas ist anders als sonst. Vereinzeltes Muhen.

Der Radlader ist schon in Aktion. Er schichtet den Misthaufen um. Platz schaffen für neuen Mist. Ich versuche, gute Fotopositionen zu finden, tappe herum, in Mistplacken, Schneehaufen und Tauwassertümpeln, steige auf die Misthaufenmauer, wieder herunter, über den Elektrozaun und stehe schließlich auf der Weidefläche, in meinem Rücken die ausquartierten Kühe. Eine alte Kuh schiebt sich bedächtig an mir vorbei. Blickrichtung Stall. Ein Kalb tollt heran. Übermütige Bocksprünge im Schnee. Es will doch nicht etwa mit mir anbändeln? Ich wechsle vorsichtshalber die Position.

Und dann fährt der Radlader ein, in die leere Stallseite und gräbt sich vor, Stück für Stück durch das Streu und bis zum Betonboden hinunter in gut einem Meter Tiefe. Dampfender Aushub. Die ganze Stallseite verwandelt sich nach und nach in ein Geisterreich aus wandernden, wabernden Schwaden. Der Radlader taucht hinein, mit eingeschalteten Scheinwerfern, und zieht sich dann wieder zurück, mit seinem Aushub, wie ein mythisches Ungeheuer mit seiner Beute. Inmitten der Dämpfe steigt eine vage Erinnerung auf: Herakles und der Augiasstall.. Aber dann bricht sich die sachliche Erkenntnis Bahn: ohne Radlader geht hier nichts. Der Stall ist seiner Anlage nach von vornherein darauf eingerichtet und nicht auf Handarbeit. Alle 14 Wochen. Arbeitsaufwand für eine Stallhälfte: ein halber Tag.

Inzwischen hat Markus den Mistreuer vorgefahren. Der Radlader belädt ihn mit seiner Beute. Kontrollgang, ob was überhängt. Dann geht’s ab aufs Feld. Ich kann mitfahren. Der kleine gepolsterte Hilfssitz im McCormick kommt mir dabei merkwürdig sauber vor. Wir müssen einige Straßenkehren und Feldwege fahren. Da spürt man die Last des vollgepackten Hängers. Er zerrt und ruckt ab und zu an der Kupplung, und ich bin froh, dass wir in unserm schweren McCormick-Schlepper sitzen.

Dann sind wir am Ziel. Eine Wiese. Markus läßt mich aussteigen: „Pass auf! Abstand halten!“ Aber was dann hinten aus dem Streuer heraus geschossen kommt, das zwingt mich dann doch, meinen Sicherheitsabstand noch einmal zu vergrößern. Neben dem fahrenden Gespann herlaufend finde ich zwischendurch eine Position, wo ich nur den Himmel als Hintergrund habe und davor den herausschleudernden Mist in konkurrenzloser Deutlichkeit. Glück muss der Mensch haben, auch wenn’s nur um ein Mist-Foto geht.

Zurück am Stall. Daniel hat inzwischen den kleinen Hänger beladen und fährt ihn ab. Unser John Deere reicht dafür als Zugmaschine. Markus rangiert den Miststreuer wieder rückwärts in Ladeposition. Michael kommt mit dem nächsten Aushub. In 14 Tagen wird dann die andere Stallseite dran sein. Aber heute ist es 12 Uhr und ich muss leider gehen.

Ich habe das Gefühl, als hätte ich eine Weltreise gemacht. Wie kommt der Mist auf den Acker?  Durch die Arbeit unserer Landwirte. Klar. Aber was alles dazu gehört, an Geschicklichkeit, Arbeitseinsatz und Organisation, das war mir vorher nicht so bewußt. Danke für die Einladung!  Es war ein Erlebnis.

Bericht und Fotos: Peter K.